19.10.2010

Internet-Pranger für Lebensmittel: Aktionismus statt Klarheit und Wahrheit

(Bonn) - „Wir müssen dem Etikettenschwindel Einhalt gebieten.“ Mit diesen Worten begründet Bundesministerin Aigner ihren Vorstoß zu einem Internetportal, mit dem sie „den Dialog zwischen Verbrauchern und Wirtschaft“ ausbauen will. Betrieben werden soll es von den Verbraucherzentralen – und führen wird es zu nichts, außer zur Verschwendung von Steuergeldern.

Unbestritten gibt es Auswüchse in der Werbung für Lebensmittel, die sich rechtlich nur schwer rechtfertigen lassen. Und ebenso unbestreitbar gibt es Werbeaussagen und -bilder, die zwar rechtlich völlig einwandfrei sind, sich in ihrer Darstellung aber selbst dem aufgeschlossenen Verbraucher nicht leicht erschließen und damit dem Interesse an einer sachlichen Information über moderne Lebensmittelherstellung eher zuwiderlaufen. Dies ist erkannt, das Umdenken hat schon begonnen.

Mit ihrer Initiative zu „Klarheit und Wahrheit“ verstärkt Verbraucherschutzministerin Aigner indessen nur das von selbsternannten Verbraucherschützern im eigenen – wirtschaftlichen – Interesse geschürte Misstrauen gegen industriell hergestellte Lebensmittel, zumal sie die Betreuung des Portals in die Hände der Verbraucherzentralen legen will. Diese aber sind Anwälte der Verbraucher und können damit ihrer Aufgabe entsprechend nicht neutral sein.

Dies belegt ihre jüngste Publikation, der Bericht zur Markterhebung über Werbeaussagen. Wenn dort z. B. darüber spekuliert wird, dass Gewürze und Kräuter, Senf und Essig womöglich wegen ihrer konservierenden Wirkung in Feinkostsalaten eingesetzt werden könnten, so stellt sich zum einen die Frage, wie der geschätzte Geschmack dieser Produkte ohne diese Zutaten erzielt werden könnte; zum anderen negiert die hieraus deutlich werdende prinzipiell ablehnende Haltung zu Konservierungsstoffen die schlichte Tatsache, dass die Fähigkeit, Lebensmittel haltbar zu machen, zu den Errungenschaften zählt, die unsere Lebensweise erst ermöglicht haben – und heute gefüllte Regale in den Lebensmittelgeschäften an 365 Tagen im Jahr gewährleistet. Salz, Zucker, Fett, Essig, Gewürze: Alle diese Lebensmittel hemmen mikrobiologischen Verderb. Dies in einen verständlichen Kontext zu stellen wäre eine Hilfe für lebensmittelkundlich immer verwirrtere Verbraucher; Polemik gegen die Lebensmittelhersteller ist es nicht.

  • Kontakt:
    Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel e. V.
    RA Dirk Radermacher, Hauptgeschäftsführer
    Reuterstr. 151, 53113 Bonn
    Telefon: (0228) 212017, Telefax: (0228) 229460

    eMail: radermacher@verbaendebuero.de